Unser Wald - ein echtes Erlebnis !

„Wir bauen einen Baum nach!“ oder „Wir suchen nach Kastanien, wie Wildschweine!“ oder „Wir lesen von einer Baumscheibe den Lebenslauf eines Baumes ab!“ – So lauteten einige der Aufgaben, die unsere Klassen 6a, 6b und 5a am 30.04.2025 im Mutschach-Wald bei Dinkelsbühl lösen durften. Die Bayerische Forstverwaltung mit Sitz in Ansbach lud uns zu einer hoch interessanten Waldführung ein. Eine Försterin sowie drei Förster ließen uns an vier verschiedenen Stationen entdecken, warum der Wald nicht nur als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sondern auch dem Menschen zur Erholung, für die Holzwirtschaft und zur Sauerstoff-Versorgung so wichtig ist.

Förster Michael hatte an einer Station ein Wildschwein-Fell dabei, das wir betasten durften. Wir spürten, dass es sowohl zum Schutz als auch zur Erwärmung für Keiler (männlich), Bachen (weiblich) und Frischlinge (Kinder) dient. Wir lernten, dass diese Allesfresser neben Würmer und Käfer auch Pilze, Kastanien und Eicheln fressen. Letztere hatte Michael für uns versteckt. Und so durften wir selbst mit unserem Sehsinn diese suchen. Wohl wissend, dass Wildschweine dazu ihren Geruchssinn verwenden und mit ihrem Rüssel im Boden danach wühlen.

Förster Johannes in Begleitung seines Jagdhundes Benni unterteilte mit uns die Bäume des Waldes in zwei Gruppen: Nadelbäume und Laubbäume. Wir durften herumliegende Äste sammeln und dann in einem Kreis liegenden Bildkarten zuordnen. Sprüche und Lernbilder halfen uns dabei, die verschiedenen Arten auch auseinander zu halten und uns einzuprägen. „Die Fichte sticht, die Tanne nicht.“ Die Lärche würde im Winter ihre Nadeln verlieren. Die Douglasie, aus Amerika eingebürgert, rieche nach Orangen.

Försterin Birgit pflanzte mit uns eine Eichel ein. Wir erfuhren, dass nicht nur Wildschweine, sondern auch Mäuse, Eichelhäher (die so arg krächzen und als „Polizei des Waldes“ gelten) und Eichhörnchen diese sehr gerne fressen. Und anhand einer Kiefer-Baumscheibe besprachen wir mit Birgit, wie wir so vieles über das Leben eines Baumes erfahren können. Einige Beispiele:
- Die Anzahl der Jahresringe gibt das Alter des Baumes an.
- Ein Jahr wird durch einen breiten, hellen sowie einem dünnn, dunklen Ring angzeigt. Wie kommt es zu diesen Ringen?
- Der breite, helle Teil heißt Frühholz. Der Baum wächst im Frühling und Sommer am besten, weil es da viel Sonne, Wasser und Nährstoffe gibt.
- Der dunkle Ring zeigt das Spätholz im Herbst und Winter an.
- An der Breite eines Jahresringes erkennt man, wie gut oder schlecht es dem Baum ging: Bekam er in einem Jahr ausreichend Licht, Wasser und Nährstoffe?
- So ist die Baumscheibe auch wie ein Spiegel für den Klimawandel.
- Und wir können sehen, wie dick der Baum war, als er in unserem Alter (11,12,13,…) war.

Schließlich bauten wir mit Förster Christian einen Baum sozusagen nach. Die Baumscheibe einer Eiche diente uns dabei als Vorlage:

Zunächst bildeten zwei Schüler das schokobraune, stabile Kernholz in der Mitte. Dies gibt dem Baum nicht nur Stabilität, sondern dient ihm auch als Vorrats- und Speisekammer für Nährstoffe. Wurzeln halten den Baum natürlich auch. Ein Schüler fungierte als innere, stabile Pfahlwurzel. Ein anderer als feine, äußere Haarwurzeln. Vier Schüler als helles Splintholz bildeten einen Kreis um das Kernholz herum. Hier gibt es viele Röhren, die für den Wassertransport sorgen. Schließlich musste noch die Rinde aus zwei Teilen bestehend nachgestellt werden. Zum einen bildeten fünf Schüler die zwei bis drei Millimeter dünne, dunkle Bastschicht. In ihr steckt Zuckerlösung, die Insekten als Nahrung sehr schätzen. Zum anderen bildeten sechs Schüler die feste, dicke Borke. Diese dient dem Schutz vor Verletzungen, Fressfeinde, Kälte, Hitze, Austrocknung und Pilzbefall.

Großen Spaß hatten wir dann abschließend, als die restlichen Schüler als Borkenkäfer den Baumstamm angriffen. Sie wollten natürlich an die Zuckerlösung in der Bastschicht ran. Dies würde ihnen bei Fichten sehr leicht fallen. So verstanden wir nun auch den Grund, warum Förster gerne statt Fichten immer mehr unempfindlichere Douglasien aus Amerika anpflanzen.

Mit diesem Bild wollen sich Schüler sowie Lehrkräfte herzlich bedanken. Zum einen beim Förderverein unserer Mittelschule, der für alle anfallenden Kosten aufkam. Zum anderen bei den vier Förstern, die pädagogisch wertvoll mit anschaulichen Materialien, interessanten Gesprächsthemen und fachkundigen Erzählungen sowie kurzweiligen Mitmachaktionen unsere Sinne für die Wunder der Natur geschärft haben. Zur Erinnerung bekam jedes Kind noch ein „Waldbüchlein“ geschenkt. Für die Klassen war es ein prima Gemeinschaftserlebnis und der Wald selber wurde uns zum echten Erlebnis!
Wolfram Jacobsen